Anouk, ein glückliches und wunderhübsches Border Terrier Weibchen, und ihre bewegende Geschichte erzählt von ihren Zweibeinern.
Bereits vor dem ersten Anfall hatte Anouk gesundheitliche Probleme: Sie hatte dauernd entzündete Augen und war oft erkältet (laufende Nase). Dazu kamen dann noch entzündete Ohren. Der Tierarzt hat uns empfohlen auf ein hypoallergenes Hundefutter umzusteigen (Royal Canin), da die Symptome allenfalls aufgrund einer Nahrungsmittelallergie auftreten könnten.
Diese Futterumstellung zeigte gute Effekte. Anouk war dann fast zweijährig als sie ihren ersten Anfall hatte.
Ich war allein zuhause an diesem Abend mit unserer halbjährigen Tochter. Ich wollte unsere Tochter gerade ins Bett bringen als ich seltsame Geräusche aus dem Wohnzi
mmer hörte. So als ob Anouk wieder mal Spinnen oder Käfer auf dem Parkett jagte. Als ich dann nachschauen ging, stand sie auf dem Teppich, auf dem sie zuvor geschlafen hatte. Die Hinterbeine zuckten unkontrolliert in alle Richtungen und sie schaute mich mit diesem verzweifelten Blick an, welchen wir seither nun leider schon einige Male zusehen gekriegt haben. Ich hatte solche Angst, dass sie irgendetwas giftiges gegessen hatte und bald sterben muss. Nach einigen Minuten kippte sie nämlich einfach seitlich um und blieb regungslos liegen.
Ich packte nach Telefonat mit meinem Mann Hund und Kind kurzerhand ins Auto (logistisch nicht ganz einfach, wenn man Hund und Baby die Treppen rauftragen muss) und wollte meinen Mann auf dem Weg ins Tierspital bei seinen Freunden abholen. Schon im Auto auf dem Weg in die Stadt beruhigte sich Anouk aber und als wir bei meinem Mann ankamen, war sie schon wieder als wäre nichts gewesen.
Anouk hatte daraufhin ungefähr monatlich einen dieser Anfälle. Unser Tierarzt hat zuerst auf Epilepsie vermutet.
Wir begannen daher zweimal täglich 15mg Aphenylbarbit zu geben, was im Falle von Epilepsie beruhigend wirken soll. Bei Anfällen haben wir zudem Diazepam rektal verabreicht. Beides schien uns gut zu wirken. Anouk hatte weniger und leichtere Anfälle.
Leider wurde es dann aber nach einigen Monaten wieder schlimmer und es folgten mehrere Anfälle gleich hintereinander, bei denen auch das Diazepam nicht mehr gut wirkte. Nach einem erneuten Besuch beim Tierarzt, kam dieser dann mit der Vermutung auf CECS. Gemäss Tierarzt seien die Anfälle von Anouk nicht typisch für Epilepsieanfälle. Sie hat keine „Vorphase“, welche die Anfälle ankündigt; sie verliert das Bewusstsein nicht; verliert meist kein Blasen- oder Darminhalt (ausser der Anfall ist gleich morgens früh und die Blase ganz voll) und es geht ihr nach einem Anfall innert kürzester Zeit wieder tipptopp.
Wir haben uns dann im Internet eingehender über CECS informiert und das Krankheitsbild passt gut. Sogar die Hautprobleme, welche sich schon länger gezeigt haben, könnten ins Krankheitsbild passen. Die vermutete Diagnose von CECS hat nun Vor- und Nachteile. Einerseits ist CECS wohl weniger schädlich für den Hund als regelmässige und starke Epilepsieanfälle. Andererseits wirken Medikamente bei CECS meist nicht und nur mit einer konsequenten Ernährungsumstellung können Verbesserungen erreicht werden. Wirklich testen kann man CECS gemäss unserem Tierarzt nicht. Wir müssen somit „Trial and Error“ versuchen, um zu sehen, ob es wirklich CECS ist.
Der meistgenannte Auslöser für einen Anfall bei CECS ist Gluten.
Das ist auf den ersten Blick etwas irritierend für uns, da Anouk schon länger auf einer fast glutenfreien Nahrung ist aufgrund ihrer diagnostizierten Allergie. Allerdings hat es geringe Mengen Gluten im hypoallergen Futter von Royal Canin (gemäss Hersteller) und sie hat bisher auch häufiger mal glutenhaltige Speise erwischt (auf der Strasse, im Büro aus der Tasche geklaut, von unserer Tochter gefüttert etc.). CECS-Hunde reagieren zudem meist nicht nur auf Gluten, sondern auch auf andere Nahrungsmittel. Wir haben bei Anouk Rind stark in Verdacht, aber allenfalls auch Huhn und Pferd. Zudem geht es sehr lange bis die Gluten aus dem Körper ausgeschieden sind. Nun versuchen wir eine ganz strenge Diät einzuhalten, d.h. nur das Sensitiv-Futter von Royal Canin (wirklich ohne Gluten) und daneben nur wenige Leckerli als Superbelohnung im Training (momentan auf reiner Lamm- oder Schweinsbasis). Das bedingt, dass Anouk während der Mahlzeiten zuhause angebunden ist (bei unserer Tochter fällt schnell mal noch was runter), dass unsere Tochter nicht mehr mit Essen herumlaufen darf (verbunden mit einigen Wutausbrüchen ihrerseits momentan, da sie nicht versteht, wieso sie ihr Microc nun nicht mehr herumlaufend essen darf) und dass wir in Büro und auf der Strasse versuchen so gut es geht zu verhindern, dass sie staubsaugt oder stiehlt (wir überlegen uns sogar einen Maulkorb, falls es nicht anders geht).
Wir geben nun die Aphenylbarbite weiter, da wir gelesen haben, dass diese je nach Hund auch bei CECS wirken. Gleichzeitig schauen wir, wie sich die Anfälle entwickeln.
Anouk hatte nun seit der konsequenten Diät noch zwei leichtere Anfälle. Bei denen zittert sie sehr stark und hechelt, aber sie sind grundsätzlich weniger einschneidend, sowohl für Hund wie Halter. Wir hoffen nun, langfristig gut damit zu fahren, damit wir Anouk weitere Anfälle, zumindest die starken, ersparen können.
Für Anouk und alle Hunde, die von CECS Symptomen geplagt sind.
Von A & P. für Anouk, im Februar 2020
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